Donnerstag, 2. November 2006

Wanderung in die Bärenfangwände

Nach der abenteuerlichen Stiegentour vor drei Tagen wollen wir diesmal den Feiertag in Sachsen zu einer entspannten Wanderung in den goldenen Herbst nutzen. Der VVO bringt uns fünf mit einer Kleingruppenkarte im Gepäck zunächst mit der S1 nach Bad Schandau, wo wir in den Regionalbus nach Hinterhermsdorf umsteigen. Nach einer sehr sportlichen Fahrt durch das Kirnitzschtal steigen wir an der Neumannmühle (50°55.407N, 014° 17.078O), dem Tor zum Großen Zschand aus.

Wir gehen einige Schritte auf dem Fahrweg Richtung Zeughaus und nehmen den ersten Pfad nach rechts, der Wegweiser zeigt uns den Weg in die Spitzsteinschlüchte. Dieser romantische Grund ist immer wieder schön, moosüberwuchernde Bäume lassen uns glauben, wir wären in einem Urwald. Viel zu schnell erreichen wir den breiten Knorreweg.

Auf speziellen Wunsch machen wir nun noch einen Abstecher zu den Lorenzsteinen. Wir begeben uns am Ausstieg der Schlüchte kurz nach rechts um nun den schwarzen Pfeilen direkt noch oben zu folgen. Auf dem Sattel zwischen den beiden Steinen gehen wir nun noch ein paar Meter nach rechts, um die Aussicht am Großen Lorenzstein zu genießen (50°55.176N, 014° 16.886O, 334m).

Hier geht es aber nicht weiter, wir kehren um und gehen ein paar Stufen der Stiege nach unten, bis rechts ein Übertritt für Kletterer das Geländer unterbricht. Diesen Pfad nehmen wir und umrunden so den Großen Lorenzstein, ein paar kleinere Klettereinlagen inklusive. Am Ende müssen wir unter einem Dach über einen kleinen Spalt kriechen direkt am Abgrund – sicherlich nicht jedermanns Sache. Danach führt uns ein anderer Pfad über einige Stufen wieder nach unten. Zunächst kommen wir in die Hinteren Nasschlüchte, gehen nach links und stehen wieder auf dem breiten Knorreweg, in den wir nach rechts abbiegen.

Einige hundert Meter weiter erreichen wir den Zeughausweg (Radroute im Nationalpark). Wir widerstehen der Verlockung, direkt die Wirtschaft am Zeughaus anzusteuern und gehen weiter den unmarkierten Weg geradeaus. Vor uns liegt der Winterstein – oder Hinteres Raubschloss – den wir über den bekannten Wanderweg über die Raubsteinschlüchte (roter Strich) und die Stiege im Winterstein erreichen. Auf halber Höhe machen wir noch eine kleine Erkundungstour über den Stein, bis es über Treppen und luftigen Leitern auf das Massiv geht (50°54.631N, 014° 16.837O, 389m).

Der Abstieg erfolgt über den gleichen Weg, wir gehen nach unten Richtung Zeughaus, lassen unseren Waldweg des Aufstiegs links liegen. Am Ende der Stufen geht ein breiterer Weg nach rechts ab, am Abzweig steht ein alter Stein mit einer Nummer. An einem Baum ein paar Meter weiter findet man auch die Markierung: grüner Pfeil auf grauem Grund, die uns den Steig auf die Bärenfangwände weist (50°54.603N, 014° 17.015O). Etwas abseits des Weges geht es nach links zu einer kleinen Höhle, wieder auf dem Pfad geht es jetzt sehr steil, teilweise auf alten, in den Stein gehauenen Stufen. Beeindruckend ist die Ruhe und die ungestörte Natur hier an den Wänden.

Oben angekommen folgen wir dem rechten der beiden grünen Pfeile und kommen später auf den breiteren „gehackten Weg“, wo wir uns wieder rechts halten. Etwas später weißt wieder eine Pfeilmarkierung nach unten, wo man zur Marienhöhle (50°54.291N, 014° 16.467O, 422m) kommt. Die Größe der Höhle ist sehr beeindruckend, sogar eine Maria trifft man an. Wir steigen zurück auf den eigentlichen Weg. Das nächste Highlight ist der Kleine Kuhstall, der etwas links liegt. Hier führt der Grüne Pfeil nach Links Richtung Süden und verlässt den „gehackten Weg“, auf dem nur noch ein kurzer Kletterzugang lang führt. Lt. Böhm's Wanderkarte vom Kleinen Zschand könnte man dem eigentlichen Weg aber weitergehen und in Försters Loch ankommen, weiter zum Katzenstein (50°53.898N, 014° 16.188O) aufsteigen. Zwar fehlt ein ausdrückliches Sperrschild, in der Kernzone dürfen aber nur markierte Wege benutzt werden, so dass die Variante über den Roßsteig (Hauptwanderweg blauer / gelber Strich) zu empfehlen ist.

Vom Katzenstein sind wir dann weiter zum Großen Winterberg (50°53.753N, 014° 15.548O 552m ) gegangen und haben uns endlich das verdiente Bier gegönnt. Für den Abstieg haben wir uns für die kurze und schmerzlose (?), aber sehr stufenreiche Variante des Bergsteigs entschieden und waren gut eine halbe Stunde später in Schmilka.


Lt. GPS war diese ca. 5-Stunden-Tour nur 10km lang – mit allen Pausen und Abstechern. Vielen Dank an Dietmar Schubert (www.webergrotte.de) für die Empfehlung der Stiege in den Bärenfangwänden - hier findet man seine Original-Tour.


Strecke in Kurzform:

Neumannmühle – Knorreweg – (Lorenzsteine – Knorreweg -) unmark. Weg zum Winterstein – Raubsteinschlüchte – Hint. Raubschloss – Raubsteinschlüchte – Bärenfangwände (Stiege) – Der gehackte Weg – Marienhöhle – Kl. Kuhstall – Katzenstein – Fremdenweg - Gr. Winterberg – Bergsteig - Schmilka

Karte:
Rolf Böhm: Wanderkarte der Sächsischen Schweiz, Kleiner Zschand, 1:10000

Sonntag, 29. Oktober 2006

Kleine Herbst-Stiegentour

Nun wollen wir mal zur Sache kommen.

Hier der Bericht zu unserer kleinen Tour die wir gestern zu dritt unternommen haben. Wir sind (wie immer ganz umweltfreundlich) mit der S-Bahn S1 (Fahrplan hier) bis Schmilka-Hirschmühle gefahren und haben auf die rechte Elbseite übergesetzt (geht auch mit VVO-Ticket).

Nun ging es mäßig steil bergauf, zunächst auf der (gesperrten) asphaltierten Straße, späte auf breitem Weg in den Heringsgrund (Markierung: gelber Strich), Wurzelweg rechts und Elbleitenweg links liegengelassen. Auf dem Weg Richtung Heilige Stiege geht es nach einem dichten Nadelwald rechterhand und vor einer ausgedehnten Linkskurve rechts ab in Richtung Rübezahlstiege, unser erstes Ziel.

Der Zugang ist mit einem schwarzem Pfeil markiert (und dem Namen der Stiege), was besagt, dass der Weg für Kletterer gedacht ist, also nicht für normale Wanderer! Wer aber etwas Erfahrung am Fels und an Klettersteigen bzw. -stiegen mitbringt, kann sich mit gutem Gewissen der Herausforderung stellen. Bis zur Stiege ist noch ein kräftiger Anstieg durch den Wald (immer auf die Markierungen achten!) bis zu einer Grotte am Massiv zurückzulegen, man folgt weiter den schwarzen Pfeilen mit dem "R".

Kurz vor der Stiege ist schon mal eine kleine Klettereinlage eingebaut, dann läuft man ca. 100m Richtung Schwarzes Horn, bis es rechts davon steil hinauf geht. Nun kommt die eigentliche Kletterpartie, der Einstieg ist eine kleine Herausforderung, die man auf verschiedene Art lösen kann. Der Mittelteil ist sehr steil, aber gut gesichert, bisschen schauen muss man aber schon, dass man den optimalen Tritt und Griff findet, schließlich geht es hinter einem einige Meter senkrecht nach unten. Das Spannenste ist aber ein Kamin, oder fast eine Höhle am oberen Teil, die man von unten durchsteigt. Gemeinerweise wurde hier ein Sicherungsstift entfernt, so dass man etwas Kaminkletterei betreiben muss, um ins oberste Stockwerk der Höhle zu kommen.

Wir drei hatten alle etwas gegrübelt, wie wir die Stelle meistern, hat aber ohne größere Probleme geklappt. Es empfiehlt sich, schon vor dem Einstieg in die Höhle den Rucksack abzunehmen, am nun folgenden Ausstieg, einem engen Loch, muss man es sowieso tun und das Gepäck schon mal rauswerfen. Hier hat man fast die Stiege geschafft und kann einen Blick auf das Schwarze Horn genießen. Der restliche Pfad ist problemlos und man kommt auf dem Reitsteig an. [Mehr zur Rübezahlstiege auf www.zwillingsstiege.de - einschl. Video!]

Oben angekommen haben wir kurz überlegt, wie es weitergehen soll und uns für den Abstieg zurück auf die Südseite entscheiden. Dafür haben wir den Lehnsteig ausgesucht, ein vergleichsweise normaler Wanderweg mit ein paar luftigen Stellen mit schöner Aussicht. Auf einem vorgelagerten Felsen haben wir Mittagspause gemacht und die Sonne genossen.

Einige hundert Stufen später sind wir am Wurzelweg angekommen und kurze Zeit später wieder an der bekannten Kreuzung zum Heringsgrund. Diesmal sind wir aber nicht zur Heiligen Stiege abgebogen, sondern ein Stück auf dem Elbleitenweg weitergegangen. In einer Linkskehre geht es zunächst in den Falkoniergrund Richtung Rotkelchenstiege, wir haben aber die "zweite Abfahrt" genommen, den unmarkierten Weg durch den Rauschengrund, denn unser Ziel war die Starke Stiege. Diese klassische Stiege, auf Dietmar Schuberts Stiegenmatrix mit höchster Schwierigkeit angegeben, kam uns nach dem Treffen mit Rübezahl aber als sehr entspannt vor. Reichlich Eisen, (fast) immer viel zum Festhalten und keine wirklichen Schlüsselstellen machen sie zum Genussweg mit schöner Aussicht in den Rauschengrund.

Oben angekommen kann man direkt nach links auf den Schrammsteinweg (blauer Strich) gelangen, wir sind aber nach rechts gegangen und dem Bergsteigerpfad um den Großvaterstuhl gefolgt. Dieser Weg ist wirklich herrlich, man bewegt sich immer direkt über dem Schmilkaer Kessel (Schwindelfreiheit erforderlich!) und kann den wechselnden Ausblick genießen ohne nennenswerte Kraxelei oder Anstiege. Schließlich erreicht man den Ausstieg der Rotkelchenstiege und kommt auf die Ob. Affensteinpromenade.

Unser nächstes Ziel war der große Dom. Wir promenierten also erstmal eine Weile auf dem "Blauen Strich", ließen den Kleinen Dom links liegen und haben uns an den Zerborstenen Türmen auf die Spuren des Alten Domwegs gemacht. Im Alleingang hatte ich bereits den Weg erkundschaftet und wusste so, wo es in den "Busch" geht. Allerdings hatte ich den Aufstieg nicht in bester Einnerung, aber die Hoffnung, dass es bergab besser geht.

Der Alte Domweg - siehe ausführlichen Beitrag auf www.kletterstiege.de.vu - ist eine nicht mehr benutze Stiege zwischen Großem Dom und dem Massiv. Im unteren Teil sind alte Steiganlagen erkennbar, die auch keine großen Schwierigkeiten bereiten. Problematisch ist nur eine vielleicht 50-60° geneigte Felsplatte, die man passieren muss, um die 4-5 Höhenmeter zu überwinden. Auf der einen Seite hat man zwar eine Felswand, die bietet aber im oberen Teil kaum Griffe. Unten sind Kerben in der Platte, auf den man stehen kann, höher ist nur glatter Sandstein, der normalen Wanderschuhen keinen Halt bietet. Früher war an dieser Stelle ein Seil angebracht, das ist aber entfernt wurden.

Meine Idee war, dass man das Ganze bergab irgendwie im Krebsgang meistern könnte. Da hatte ich aber nicht mehr die starke Neigung der Platte im Kopf, auch nicht den Sand und das Moos. Jedenfalls schlug dieser Versuch fehl und ich habe einen etwas unprofessionellen, aber effektvollen ;-) Abgang hingelegt, zum Glück ohne größere Folgen (bis auf das Hinterteil meiner Hose ...). Meine beiden Begleiter haben sich dann doch für die zumindest etwas sicherere Variante neben der Platte durch die Vegetation entschieden, auch wenn dabei die dünne Humusauflage mächtig in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie wollten mir aber nicht nacheifern ...

Der restliche Abstieg ging ziemlich problemlos, ich stand auch kurz beeidruckt in der Felsenhalle des Großen Doms. Durch das Sandloch ging es dann auf den Zeughausweg, einige Hundert Meter weiter nordöstlich bis zum Abzweig des Höllwegs (ohne Markierung). Dieser Weg ist quasi ein Nachbar der bekannten "Wilden Hölle", aber hier nicht unser Ziel, wir sind am nächsten schwarzen Pfeil nach rechts abgegebogen. Steil geht es ein paar Meter hoch zu den kleinen Kletterfelsen Insel und Vandale. Zunächst folgen wir dem Pfad auf der rechten Seite der Felsen, der überraschenderweise dann in sie hereinführt. Am Anfang ist eine etwas anspruchsvollere Stelle, daber dann geht es relativ einfach weiter über Sandsteinblöcke immer weiter nach oben. Rechterhand öffnet sich die Aussicht in den Großen Dom, ganz markant der Domwächter direkt neben uns.

Schließlich stehen wir auf einem schmalen Felsgrat, etwas sehr bucklig, wie die Wirbelsäule eines Dinosaurierskellets. Wie ich finde, eine der schönsten Pfade in der Sächsischen Schweiz, mit Aussicht nach Norden und Süden gleichzeitig! Wir folgen dem Weg weiter und treffen auf den oberen Einstieg des Höllwegs, biegen nach rechts ab, ein paar Schritte weiter sind wir auf dem Oberen Affensteinweg. Diesen folgen wir nach links und entscheiden uns an der nächsten Kreuzung für den Rückweg am Carolafelsen vorbei, die Heilige Stiege runter nach Schmilka. Bei den Stufen haben wir uns wieder verzählt, so dass es nicht viel mehr zu berichten gibt.

Nach etwa 5 Stunden Wanderung verlassen wir in Schmilka die "Wildnis" und gönnen uns ein verdientes Bier, bis uns Fähre und S-Bahn nach Dresden zurückbringen. Die Streckenkilometer kann ich hier nicht beitragen (das GPS streikte), an Höhenmetern sollten wir so 1400 geschafft haben ...

Donnerstag, 26. Oktober 2006

Start!

Räusper, ähm, dann wollen wir mal.

Das ist der Startschuss zum Stiegenwächter-Blog. Freunde der Sächsischen Schweiz können mit dem Begriff "Stiege" sicherlich etwas anfangen, gemeint ist ein Wanderweg im Elbsandsteingebirge, bei der es über Leitern, Stufen, Eisen oder mit leichter Kletterei auf den Gipfel oder auf das Massiv geht.

Ich bin kein Angestellter der Nationalparkverwaltung, kein Wildhüter, der aufpasst, wer auf welchen Weg unterwegs ist. Der "Stiegenwächter" ist im doppelten Sinne gemeint. Einmal heißt so ein Kletterfelsen in den Affensteinen und außerdem möchte ich Euch in einem Blog auf einigen Stiegen begleiten und "bewachen".

Soweit der Vorrede, bald wird es Fakten geben!