Sonntag, 29. Oktober 2006

Kleine Herbst-Stiegentour

Nun wollen wir mal zur Sache kommen.

Hier der Bericht zu unserer kleinen Tour die wir gestern zu dritt unternommen haben. Wir sind (wie immer ganz umweltfreundlich) mit der S-Bahn S1 (Fahrplan hier) bis Schmilka-Hirschmühle gefahren und haben auf die rechte Elbseite übergesetzt (geht auch mit VVO-Ticket).

Nun ging es mäßig steil bergauf, zunächst auf der (gesperrten) asphaltierten Straße, späte auf breitem Weg in den Heringsgrund (Markierung: gelber Strich), Wurzelweg rechts und Elbleitenweg links liegengelassen. Auf dem Weg Richtung Heilige Stiege geht es nach einem dichten Nadelwald rechterhand und vor einer ausgedehnten Linkskurve rechts ab in Richtung Rübezahlstiege, unser erstes Ziel.

Der Zugang ist mit einem schwarzem Pfeil markiert (und dem Namen der Stiege), was besagt, dass der Weg für Kletterer gedacht ist, also nicht für normale Wanderer! Wer aber etwas Erfahrung am Fels und an Klettersteigen bzw. -stiegen mitbringt, kann sich mit gutem Gewissen der Herausforderung stellen. Bis zur Stiege ist noch ein kräftiger Anstieg durch den Wald (immer auf die Markierungen achten!) bis zu einer Grotte am Massiv zurückzulegen, man folgt weiter den schwarzen Pfeilen mit dem "R".

Kurz vor der Stiege ist schon mal eine kleine Klettereinlage eingebaut, dann läuft man ca. 100m Richtung Schwarzes Horn, bis es rechts davon steil hinauf geht. Nun kommt die eigentliche Kletterpartie, der Einstieg ist eine kleine Herausforderung, die man auf verschiedene Art lösen kann. Der Mittelteil ist sehr steil, aber gut gesichert, bisschen schauen muss man aber schon, dass man den optimalen Tritt und Griff findet, schließlich geht es hinter einem einige Meter senkrecht nach unten. Das Spannenste ist aber ein Kamin, oder fast eine Höhle am oberen Teil, die man von unten durchsteigt. Gemeinerweise wurde hier ein Sicherungsstift entfernt, so dass man etwas Kaminkletterei betreiben muss, um ins oberste Stockwerk der Höhle zu kommen.

Wir drei hatten alle etwas gegrübelt, wie wir die Stelle meistern, hat aber ohne größere Probleme geklappt. Es empfiehlt sich, schon vor dem Einstieg in die Höhle den Rucksack abzunehmen, am nun folgenden Ausstieg, einem engen Loch, muss man es sowieso tun und das Gepäck schon mal rauswerfen. Hier hat man fast die Stiege geschafft und kann einen Blick auf das Schwarze Horn genießen. Der restliche Pfad ist problemlos und man kommt auf dem Reitsteig an. [Mehr zur Rübezahlstiege auf www.zwillingsstiege.de - einschl. Video!]

Oben angekommen haben wir kurz überlegt, wie es weitergehen soll und uns für den Abstieg zurück auf die Südseite entscheiden. Dafür haben wir den Lehnsteig ausgesucht, ein vergleichsweise normaler Wanderweg mit ein paar luftigen Stellen mit schöner Aussicht. Auf einem vorgelagerten Felsen haben wir Mittagspause gemacht und die Sonne genossen.

Einige hundert Stufen später sind wir am Wurzelweg angekommen und kurze Zeit später wieder an der bekannten Kreuzung zum Heringsgrund. Diesmal sind wir aber nicht zur Heiligen Stiege abgebogen, sondern ein Stück auf dem Elbleitenweg weitergegangen. In einer Linkskehre geht es zunächst in den Falkoniergrund Richtung Rotkelchenstiege, wir haben aber die "zweite Abfahrt" genommen, den unmarkierten Weg durch den Rauschengrund, denn unser Ziel war die Starke Stiege. Diese klassische Stiege, auf Dietmar Schuberts Stiegenmatrix mit höchster Schwierigkeit angegeben, kam uns nach dem Treffen mit Rübezahl aber als sehr entspannt vor. Reichlich Eisen, (fast) immer viel zum Festhalten und keine wirklichen Schlüsselstellen machen sie zum Genussweg mit schöner Aussicht in den Rauschengrund.

Oben angekommen kann man direkt nach links auf den Schrammsteinweg (blauer Strich) gelangen, wir sind aber nach rechts gegangen und dem Bergsteigerpfad um den Großvaterstuhl gefolgt. Dieser Weg ist wirklich herrlich, man bewegt sich immer direkt über dem Schmilkaer Kessel (Schwindelfreiheit erforderlich!) und kann den wechselnden Ausblick genießen ohne nennenswerte Kraxelei oder Anstiege. Schließlich erreicht man den Ausstieg der Rotkelchenstiege und kommt auf die Ob. Affensteinpromenade.

Unser nächstes Ziel war der große Dom. Wir promenierten also erstmal eine Weile auf dem "Blauen Strich", ließen den Kleinen Dom links liegen und haben uns an den Zerborstenen Türmen auf die Spuren des Alten Domwegs gemacht. Im Alleingang hatte ich bereits den Weg erkundschaftet und wusste so, wo es in den "Busch" geht. Allerdings hatte ich den Aufstieg nicht in bester Einnerung, aber die Hoffnung, dass es bergab besser geht.

Der Alte Domweg - siehe ausführlichen Beitrag auf www.kletterstiege.de.vu - ist eine nicht mehr benutze Stiege zwischen Großem Dom und dem Massiv. Im unteren Teil sind alte Steiganlagen erkennbar, die auch keine großen Schwierigkeiten bereiten. Problematisch ist nur eine vielleicht 50-60° geneigte Felsplatte, die man passieren muss, um die 4-5 Höhenmeter zu überwinden. Auf der einen Seite hat man zwar eine Felswand, die bietet aber im oberen Teil kaum Griffe. Unten sind Kerben in der Platte, auf den man stehen kann, höher ist nur glatter Sandstein, der normalen Wanderschuhen keinen Halt bietet. Früher war an dieser Stelle ein Seil angebracht, das ist aber entfernt wurden.

Meine Idee war, dass man das Ganze bergab irgendwie im Krebsgang meistern könnte. Da hatte ich aber nicht mehr die starke Neigung der Platte im Kopf, auch nicht den Sand und das Moos. Jedenfalls schlug dieser Versuch fehl und ich habe einen etwas unprofessionellen, aber effektvollen ;-) Abgang hingelegt, zum Glück ohne größere Folgen (bis auf das Hinterteil meiner Hose ...). Meine beiden Begleiter haben sich dann doch für die zumindest etwas sicherere Variante neben der Platte durch die Vegetation entschieden, auch wenn dabei die dünne Humusauflage mächtig in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie wollten mir aber nicht nacheifern ...

Der restliche Abstieg ging ziemlich problemlos, ich stand auch kurz beeidruckt in der Felsenhalle des Großen Doms. Durch das Sandloch ging es dann auf den Zeughausweg, einige Hundert Meter weiter nordöstlich bis zum Abzweig des Höllwegs (ohne Markierung). Dieser Weg ist quasi ein Nachbar der bekannten "Wilden Hölle", aber hier nicht unser Ziel, wir sind am nächsten schwarzen Pfeil nach rechts abgegebogen. Steil geht es ein paar Meter hoch zu den kleinen Kletterfelsen Insel und Vandale. Zunächst folgen wir dem Pfad auf der rechten Seite der Felsen, der überraschenderweise dann in sie hereinführt. Am Anfang ist eine etwas anspruchsvollere Stelle, daber dann geht es relativ einfach weiter über Sandsteinblöcke immer weiter nach oben. Rechterhand öffnet sich die Aussicht in den Großen Dom, ganz markant der Domwächter direkt neben uns.

Schließlich stehen wir auf einem schmalen Felsgrat, etwas sehr bucklig, wie die Wirbelsäule eines Dinosaurierskellets. Wie ich finde, eine der schönsten Pfade in der Sächsischen Schweiz, mit Aussicht nach Norden und Süden gleichzeitig! Wir folgen dem Weg weiter und treffen auf den oberen Einstieg des Höllwegs, biegen nach rechts ab, ein paar Schritte weiter sind wir auf dem Oberen Affensteinweg. Diesen folgen wir nach links und entscheiden uns an der nächsten Kreuzung für den Rückweg am Carolafelsen vorbei, die Heilige Stiege runter nach Schmilka. Bei den Stufen haben wir uns wieder verzählt, so dass es nicht viel mehr zu berichten gibt.

Nach etwa 5 Stunden Wanderung verlassen wir in Schmilka die "Wildnis" und gönnen uns ein verdientes Bier, bis uns Fähre und S-Bahn nach Dresden zurückbringen. Die Streckenkilometer kann ich hier nicht beitragen (das GPS streikte), an Höhenmetern sollten wir so 1400 geschafft haben ...

Donnerstag, 26. Oktober 2006

Start!

Räusper, ähm, dann wollen wir mal.

Das ist der Startschuss zum Stiegenwächter-Blog. Freunde der Sächsischen Schweiz können mit dem Begriff "Stiege" sicherlich etwas anfangen, gemeint ist ein Wanderweg im Elbsandsteingebirge, bei der es über Leitern, Stufen, Eisen oder mit leichter Kletterei auf den Gipfel oder auf das Massiv geht.

Ich bin kein Angestellter der Nationalparkverwaltung, kein Wildhüter, der aufpasst, wer auf welchen Weg unterwegs ist. Der "Stiegenwächter" ist im doppelten Sinne gemeint. Einmal heißt so ein Kletterfelsen in den Affensteinen und außerdem möchte ich Euch in einem Blog auf einigen Stiegen begleiten und "bewachen".

Soweit der Vorrede, bald wird es Fakten geben!